BTS 87
Beirut 2012, 332 pp., german text
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URN : urn:nbn:de:gbv:3:5-99283
Die Untersuchung behandelt den von zeitgenössischen Verfechtern eines „islamischen Wirtschaftssystems“ erhobenen Anspruch, der Islam verfüge über ein Instrument, das mehr soziale Gerechtigkeit zu schaffen vermag. Als dieses Instrument gilt in der so genannten Islamischen Ökonomik die Almosensteuer zakāt, die es zu modernisieren gelte. Dies betrifft Fragen der Neudefinition der Kollektions- und Distributionsmodi der zakāt, der einziehenden Instanz sowie der zu erwartenden Steuerwirkungen. Den Rahmen für ein modernes Verständnis der zakāt bildet allerdings das klassische zakāt-Gesetz der islamischen Rechtsschulen. Dieses definiert die zakāt als ʿibāda mālīya, als „finanzielle Leistung mit gottesdienstlichem Charakter“, die alle mündigen und zurechnungsfähigen Muslime zu erbringen haben. Kurzgefasst bestimmt es die zakāt als eine Sozialabgabe auf den Wertzuwachs verschiedener Vermögensarten, die einmal jährlich erhoben wird und deren Aufkommen an acht Empfängergruppen verteilt werden soll. Die zentrale Fragestellung der Untersuchung lautet, in welchem Verhältnis die Bildung zeitgenössischer zakāt-Theorien und die Konstruktion des „Systems“ Islamische Ökonomik zueinander stehen. Sind es die auf einer spezifischen Perzeption des klassischen zakāt-Gesetzes beruhenden zakāt-Theorien, die auf die Konstruktion des „Systems“ Islamische Ökonomik wirken, oder sind es konstitutive Merkmale der Islamischen Ökonomik – etwa die ihr zugrundeliegenden Ethikkonzepte, das Staatsverständnis oder eine spezifische Epistemologie –, die ihrerseits die Bildung zeitgenössischer zakāt-Theorien bestimmen?
Olaf Farschid promovierte im Fach Islamwissenschaft an der FU Berlin. Seine Schwerpunkte sind politischer Islam, Islamische Ökonomik und politische Ikonographie. Von 1999 bis 2002 war er Referent am Orient-Institut Beirut. Derzeit ist er wissenschaftlicher Referent im Berliner Innensenat.